Maßgeschneiderte Krankenversicherungen: Pay as you care
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Maßgeschneiderte Krankenversicherungen: Pay as you care

Der Trend geht in Richtung Selbstvermessung: Im Fitnessstudio wie im Auto geht es heute darum, seine persönliche Leistung stets zu überprüfen und bei Bedarf zu optimieren. Ähnlich dem “pay as you drive”-Prinzip bei KFZ-Versicherungen, könnte demnächst auch bei Krankenversicherungen gesundes Verhalten belohnt werden.

Zwar bieten die meisten Krankenkassen in Deutschland schon Bonusprogramme an, noch wird in den Programmen aber keine Eigeniniative belohnt. Es gibt nur dann einen Teil der Prämie zurück, wenn man an Präventionskursen, Schulungen, Vorsorgeuntersuchungen und Bewegungsmaßnahmen der Kassen teilnimmt. Die Form des Engagements ist also durch die Versicherer vorgegeben.

Apple steht bereits in Kontakt mit Versicherungsunternehmen. Wie eine konkrete Zusammenarbeit aussehen könnte ist zwar noch offen, aber es könnte das Gesundheitssystem revolutionieren. Bereits jetzt haben amerikanische Versicherer Fitness-Tracker in ihre Policen mit aufgenommen. Bloomberg schreibt, dass Versicherungsnehmer damit zu mehr Bewegung motiviert werden sollen. Wenn sie kontinuierlich eine bestimmte Anzahl an Schritten in einem vorgegebenen Zeitrahmen nachweisen können, verringert sich ihre Police.

Ein Fitness-Tracker liefert noch verhältnismäßig wenige Daten. Apples Health App geht da viel weiter. Wenn erstmal entsprechend viele Apps und Mobilgeräte ihre Daten mit HealthKit austauschen, entsteht ein umfassendes Gesundheitsprofil des Nutzers. Nimmt man das angekündigte Bezahlsystem Apple Pay hinzu, könnten Versicherungen in Zukunft sogar wissen was wir einkaufen und konsumieren.

Das Ende der Solidargemeinschaft

Permanente Überwachung als Horrorszenario auf der einen, Utopie für Krankenkassen auf der anderen Seite. Wenn Krankenkassen Zugang zu diesen Daten erhalten, könnten sie die Policen gewissermaßen in Echtzeit anpassen. Wenig bewegt, viel im Fastfood-Restaurant bezahlt: Kosten hoch. Viel im Fitness-Studio gewesen und im Bio-Supermarkt eingekauft: Kosten runter.

Wer sich nicht vermessen lassen möchte, bekommt erst gar keine Versicherung. Die Verantwortung für die Gesundheit würde wie die Versicherung individualisiert. Wer ungesünder lebt, zahlt auch mehr. Klingt erstmal fair. Nur: Ein Mensch, der sein ganzes Leben lang gesund gelebt hat, kann trotzdem schwer krank werden. Und ein Mensch, der ungesund lebt, kann eine normale Lebenserwartung haben.

Die Aufkündigung der Solidargemeinschaft wäre fatal. Viele Menschen könnten sich schlechte Gene wortwörtlich nicht mehr leisten. Dies käme nicht weniger als einer künstlichen Selektion gleich. Die schwächeren Individuen würden nach und nach ausgemerzt. Jemand der aufgrund seiner genetischen Veranlagung häufiger krank wird, könnte sich irgendwann die Kosten und damit die Behandlung nicht mehr leisten. Auch sind die Zusammenhänge zwischen ungesunder Lebensweise und bestimmten Krankheiten nicht so genau erforscht, als dass man zuverlässige Aussagen und Prognosen darüber treffen könnte, ob jemand tatsächlich krank wird oder nicht.

Screenshot: https://www.apple.com/de/ios/whats-new/health/

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Datenschutz bei Apples Health App

“Weiß #Apple dank #HealthApp und #ApplePay bald alles über uns?“

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Viel hängt davon ab, wie Apple mit den persönlichen Gesundheitsdaten umgeht.
Noch dürfen die über HealthKit erhobenen Werte nicht für Werbung oder anderes Data-Mining herangezogen werden. Auf der Produkt-Website heißt es: „Deine Gesundheits- und Fitnessapps werden bald noch härter für Dich arbeiten“. Damit ist in erster Linie gemeint, dass HealthKit mit den anderen Gesundheits- und Fitnessapps zusammenarbeitet. Gemeint ist damit aber auch, dass die App automatisch Daten an Dritte weiterleitet. Also ohne persönliches Zutun für einen arbeitet. Die Gesundheitsdaten sollen an Krankenhäuser, den Hausarzt oder Forschungseinrichtungen übertragen werden. Da ist es nur ein kleiner Schritt, bis die Gesundheitsdaten bei den Versicherungen einlaufen. Wenn die ersten Apps für die Health App erscheinen, wird man sehen, wohin die Entwicklung geht.

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