Bei lebensbedrohlichen Notfällen wie Bewusstlosigkeit und Herz-Kreislauf-Stillstand sind die ersten Minuten entscheidend. Bis der Notarzt vor Ort eintrifft, ist aber oft bereits wichtige Zeit verstrichen. Abhilfe kann der Verein Mobile Retter schaffen, der qualifizierte Ersthelfer über eine Handy-App informiert. So können sie bereits vor dem Rettungswagen beim Patienten eintreffen und lebensrettende Sofortmaßnahmen einleiten.
Herzstillstand – jede Sekunde zählt
Jährlich sterben in Deutschland 100.000 Menschen an plötzlichem Herztod. Doch selbst wenn rechtzeitig Hilfe gerufen wird, dauert es oft zulange bis der Notarzt beim Patienten eintrifft.
In Deutschland braucht ein Rettungswagen durchschnittlich acht Minuten bis er am Einsatzort eingetroffen ist. Wenn in der Zwischenzeit nicht mit der Reanimation begonnen wird, kann das schlimme Folgen haben. Bereits nach fünf Minuten treten irreperable Schäden an Gehirn und Gewebe ein. Wer dennoch überlebt, hat zeitlebens mit Behinderungen zu kämpfen und wird nicht selten zum Pflegefall. Der Verein Mobile Retter e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Ersthilfe zu verbessern und so die kritischen ersten Minuten bis zum Eintreffen des Notarztes zu überbrücken.
Mobile Retter: Eine App, die Leben rettet
Ralf Stroop ist Notfallmediziner und Ingenieur. Als Gründer der medgineering GmbH hat er das System entwickelt und kümmert sich um die Integration der Mobilen Retter in Feuerwehrleitstellen. Das Pilotprojekt ist Anfang 2014 im Kreis Gütersloh angelaufen. Geht dort in der Rettungsleitstelle ein Notruf ein, schickt der Mitarbeiter nicht nur Notarzt und Rettungsdienst zu dieser Adresse, sondern alarmiert über die App auch den nächsten Ersthelfer. Solche qualifizierten Helfer arbeiten entweder selbst bei der Feuerwehr, sind Ärzte oder beim Katastrophenschutz tätig. Haben die Helfer sich mit ihrem Smartphone eingeloggt, sind sie über GPS zu orten. Der Computer überprüft, welcher mobiler Retter sich gerade in der Nähe des Einsatzortes befindet und schickt eine Einsatz-Anfrage. Nimmt der Helfer die Anfrage an, ist er häufig noch vor dem Notfallmediziner vor Ort und kann mit der Wiederbelebung des Patienten beginnen.
“Lebensrettend! Der Verein @MobileRetter schickt bei Notfällen Erste Hilfe via #App. #eHealth“
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Die Zeit bis ein Ersthelfer den Patienten erreicht, kann mit der App auf zwei bis drei Minuten reduziert werden. Damit steigen nicht nur die Überlebenschancen, auch Pflegefälle werden vermieden.
Nicht jeder Ersthelfer ist qualifiziert
Die App spannt ein Netz von freiwilligen Ersthelfern über das Einsatzgebiet. Gründer Ralf Stroop, selbst Facharzt für Neurochirurgie und Notfallmedizin, legt Wert darauf, dass die Ersthelfer wissen, was in einer Notsituation zu tun ist. Deswegen bekommt jeder Ersthelfer trotz medizinischer Qualifikation eine Schulung mit den wichtigsten Sofortmaßnahmen. Die Schulungen werden kostenlos angeboten und regelmäßig aufgefrischt. Mittlerweile wurden so 410 Ersthelfer ausgebildet. Bislang haben sie 159 erfolgreiche Einsätze vorzuweisen. Und die Zahl könnte weiter steigen.
Würden Sie die Mobile Retter App in Anspruch nehmen?
Seit Kurzem wird die App auch für Android-Nutzer angeboten und weitere Städte haben sich nach dem Projekt erkundigt. Mobile Health und Telemedizin sorgen dafür, dass die Versorgung für Herzpatienten und Schlaganfälle aus der Ferne immer weiter verbessert werden. Möglich, dass eines Tages in ganz Deutschland mobile Retter zur Stelle sind – Minuten bevor die Sirenen des Rettungswagens zu hören sind.
Die App „Mobile Retter“ zum Download