Telemedizin: Hamburger Modell ermöglicht Praxis ohne Arzt
Telemedizin: Hamburger Modell ermöglicht Praxis ohne Arzt | | © Amvisium @ Shutterstock.com

Telemedizin: Hamburger Modell ermöglicht Praxis ohne Arzt

In Hamburg untersucht, aus Heidelberg therapiert. Das Universitätsklinikum Heidelberg eröffnet in Hamburg die weltweit erste rein telemedizinische Praxis für die Untersuchung von Erkrankungen des peripheren Nervensystems.

Den Schmerz sichtbar machen

Menschen mit Nervenkrankheiten leiden oft mehrfach. Zum einen bereiten ihnen die Nervenschädigungen Schmerzen und schränken sie ein. Zum anderen ist es oft schwer, die genaue Ursache und den Ort der Nervenschädigung zu bestimmen. Sogenannte periphere Neuropathien sind dabei die häufigste neurologische Störung. Dabei sind die Ursachen genauso verschieden wie die Symptome. Das wiederum macht die Therapie so schwierig.

Bei jedem dritten Diabetes-Patienten tritt früher oder später eine Nervenschädigung auf. Die Nervenschäden können auch als Nebenwirkung einer Chemotherapie, Folge von Alkoholmissbrauch, infolge von Gefäßerkrankungen oder aufgrund genetischer Veranlagung auftreten. Die Bandbreite der Symptome ist groß: Neuropathie kann zu Störungen des Schmerz-, Berührungs- oder Temperaturempfindens führen, aber auch zu chronischen Schmerzen, Missempfindungen und Lähmungen.

Erst seit wenigen Jahren gibt es mit einem neuen Verfahren der Magnetresonanztherapie (MRT), der MR-Neurografie, die Möglichkeit, selbst kleinste Nervenschädigungen bildlich darzustellen und damit die bestmögliche Therapie zu ermöglichen. Dieses neue Verfahren wurde maßgeblich am Heidelberger Universitätsklinikum entwickelt und etabliert.

Die erste Hamburger Praxis ohne Arzt

Bislang mussten Patienten, die sich durch die MR-Neurografie eine eindeutig Diagnose versprachen, den oftmals langen Weg nach Heidelberg auf sich nehmen. Mit der MRT-Praxis Neuer Wall Hamburg möchten die Neuroradiologen aus Heidelberg Patienten aus Norddeutschland den langen Weg in den Süden ersparen. Neben einem leistungsstarken MRT-Gerät auf dem neusten Stand der Technik, ist dafür vor allem speziell geschultes Personal nötig. Das Praxis-Team besteht daher aus medizinisch-technischen Assistentinnen, die zuvor ausgiebig in Heidelberg geschult wurden.

Sie führen die Untersuchung vor Ort durch, während die Spezialisten aus Heidelberg die Untersuchung über ein sicheres Glasfasernetz in Echtzeit verfolgen. Anschließend werden die Untersuchungsergebnisse per Videokonferenz besprochen. Bei Bedarf können weitere Fachärzte aus der ganzen Welt hinzugeschaltet werden.

Dank Telemedizin Diagnose per Video-Chat

Einige Nervenschädigungen können mit der neuen Methode erst eindeutig lokalisiert werden. So wurde beispielsweise bei Patienten mit mit einer seltenen Nervenerkrankung im Arm (Kiloh-Nevin-Syndrom) lange Zeit vermutet, die Störung der Feinmotorik von Daumen und Zeigefinger käme durch einen eingeklemmten Nerv im Unterarm zustande. Erst mit der MR-Neurografie konnte nachgewiesen werden, dass das Problem bei allen Patienten im Oberarm lag. Dort waren kleinste kleinste Nervenfasern zum Beispiel durch eine Entzündung geschädigt. Das bessere Verständnis der Krankheit ermöglicht auch eine gezieltere und damit wirksamere Behandlung der Symptome. Zwar kann nicht jede Nervenschädigung geheilt werden, aber die MR-Neurografie kann wertvolle Hinweise auf die bestmögliche Therapieform liefern und so unnötige Operationen verhindern und stattdessen Operationen an der richtigen Stelle ermöglichen. Noch steht die Spezialdiagnostik in Hamburg nur Privatpatienten offen, soll aber in Zukunft auch gesetzlichen Patienten angeboten werden können.

Die beste Medizin – dort wo sie gebraucht wird

Das Modell der Hamburger Praxis ist ein Paradebeispiel für die Möglichkeiten der Telemedizin. Wie bei Schlaganfallpatienten in Bayern, bringt sie Spezialist und Patient zusammen.

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So hilft sie Entfernungen zu überbrücken, Aufwand und Kosten zu reduzieren und die beste Therapie zu ermöglichen. Davon profitieren letztlich Patienten, Ärzte und Kostenträger.

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