Eine Übersicht zum Thema E-Health und Digital Health

E-Health ein Text von Ibrahim Evsan

Gesundheits-Apps, AppleWatch, Elektronische Patientenakten und Künstliche Intelligenz in Krankenhäusern oder die Videosprechstunde mit einem Arzt von der eigenen Couch: Die Digitalisierung ist aus dem Gesundheitswesen nicht mehr wegzudenken.

Immer mehr Menschen nutzen ihre Smartphones und Tablets für Fitness- oder Gesundheitsanwendungen. Vor allem Gesundheits- oder Fitness-Apps in Verbindung mit Wearables stehen hoch im Kurs. Somit – unglaublich aber wahr – helfen diese Apps, Sensoren und datenbasiertes Monitoring zu einer deutlich besseren Vorsorge in der Gesundheit.

Laut Mobile Health Market Report (mHealth) werden die Umsätze mit mobilen eHealth Angeboten bis 2025 weltweit ein Umsatzvolumen von 115 Mrd. Dollar erreichen. Angetrieben durch den Consumer-Bereich und den allgemeinen Mobility Trend wächst der Markt für E-Health-Angebote auch in Deutschland rasant. Mit der Vorstellung der Apple Watch und dem neuen Betriebssystem iOS 8 mit Healthkit und der Health App, sorgt Apple für zusätzliche Dynamik auf dem Markt.

Als E-Health oder Digital Health bezeichnet man die Digitalisierung in der Medizin

E-Health, mHealth und Healthtech dient als Sammelbegriff für das Aufeinandertreffen von Internet und Medizin. Der Begriff ist Ausdruck der Digitalisierung in der Medizin und bezeichnet die elektronische Abwicklung von Kommunikation, Information und Datenerfassung zur medizinischen Versorgung, Dokumentation und anderer Aufgaben im Gesundheitswesen.

Der Begriff E-Health ist aber nicht neu. Er existiert schon seit den späten 90er Jahren. Erstmals erwähnt wird er 1997 in dem Wissenschaftsmagazin “Healthcare PR News and Marketing”. Von Marketing-Experten als Modewort eingeführt, steht E-Health in einer Reihe mit Begriffen wie E-Commerce, E-Business oder E-Solutions. Heute mischen sich Technologieunternehmen wie Google, Apple oder IBM mit an der vordersten Front der medizinischen Forschung.

E-Health als Innovationskraft für die Medizin

Der Mediziner Dr. Gunther Eysenbach beschäftigt sich schon seit 1999 wissenschaftlich mit dem Thema. In seinem viel beachteten Artikel „What is e-health“ fasst er den Begriff weiter: Er sieht in E-Health nicht nur eine tech­ni­sche Entwicklung, sondern vielmehr eine Einstellung. Der Blick richte sich weg von der Gesundheitsversorgung des Einzelnen, hin zu einer vernetzten, globalen Denkweise. Kommunikations- und In­for­ma­ti­ons­tech­no­lo­gi­en werden zukünftig dazu beitragen die Gesundheitsversorgung weltweit zu verbessern.

Dass der Gedanke von E-Health noch einiges mehr zu umfassen scheint, zeigt auch die Vielzahl artverwandter Begriffe wie Digital Health, New Health, Healthtech, Online-Health, Health 2.0, Cybermedizin, Cyberdoc und Consumer Health Informatics. Hier wird deutlich, dass der Begriff verschiedene Themenfelder berührt. Mobile Health oder mHealth ist der Bereich, bei dem der Einsatz mobiler Geräte im Gesundheitssektor im Fokus steht. Mobile Health ist aktuell der Wachs­tums­trei­ber am Markt – hier stehen vor allem konsumentenorientierte Fitness- und Gesundheitsangebote im Vordergrund.

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E-Health unterteilt sich in fünf wesentliche Ebenen:

  1. Die Konsumenten-Ebene

    Auf der Konsumenten Ebene finden sich alle Angebote wie Web-basierte Informationsportale für Patienten, Apps, Mess- und Assistenzsysteme oder digitale Fitnesstools.

  2. Die professionelle Ebene

    Die professionelle Ebene umfasst die digitalen Angebote (Healthtech), die von den traditionellen Akteuren des ersten Gesundheitsmarktes, also Ärzten, Krankenhäusern oder Versicherungen finanziert werden. Hierzu zählen insbesondere Angebote aus der Telemedizin, wie beispielsweise IT-gestützte Expertenkonsile oder die Fernüberwachung von Vitalwerten der Patienten.

  3. Die Makro-Ebene

    Die Makro-Ebene soll zukünftig die verschiedenen digitalen Angebote miteinander vernetzen. Hierin liegt die größte Herausforderung, zugleich schlummert hier auch das größte Innovationspotential. Es müssen zunächst Netzinfrastrukturen bereitgestellt, Schutz und Sicherheit von Patientendaten gewährleistet und schließlich der sektorübergreifende Informationsfluss zwischen Patienten, Ärzten, Krankenhäusern und Kostenträgern geregelt werden. Einer erster Schritt in diese Richtung ist die Einführung der Elektronischen Gesundheitskarte (eGK) in Deutschland.

  4. Die künstliche Ebene

    Dank künstlicher Intelligenz (KI) machen Maschinen vor allem bei der Diagnose den Ärzten Konkurrenz. Diese Entwicklung ist nicht mehr aufzuhalten.

  5.  Programmierbare Ebene

    Genome können heute gelesen werden. Experten versuchen durch Technologie Gene neu zu schreiben und installieren zu lassen. DNA-Tests liefern dafür wichtige Erkenntnisse für die Vorsorge, erlauben Einsichten in die Grundstruktur der Menschen und sollen Standard werden. Auch Human Design wird in den nächsten Jahren eine zentrale Rolle übernehmen.

E-Health wird in Deutschland durch den Datenschutz ausgebremst

Das Deutschland noch viel Nachholbedarf im Bereich E-Health Anwendungen hat, zeigt eine Studie der EU-Komission aus dem vergangenen Jahr. Die meisten Arztpraxen haben mittlerweile einen Computer mit Internetanschluss in ihren Sprechzimmern, es mangelt aber nach wie vor an der elektronischen Datenerfassung und im Austausch. Im Detail handelt es sich um die Bereiche:

  1. EHR (Electronic health record)
    Die systematische Erfassung von Gesundheitsdaten einer Person bzw. der Bevölkerung in elektronischen Gesundheitsakten.
  2. HIE (Health information exchange)
    Der elektronische Austausch von Gesundheitsinformationen zwischen verschiedenen Organisationen im Gesundheitswesen (Krankenhäusern, Arztpraxen, Versicherungen, Apotheken).
  3. Telehealth
    Die Betreuung von Patienten aus der Distanz (Arzt zu Patient) oder telemedizinische Anwendungen für die Konsultationen von Kollegen sowie telemedizinische Anwendungen zu Fortbildungszwecken (Arzt zu Arzt) in Form von Webkonferenzen bzw. E-Learning.
  4. PHR (Personal health record)
    Eine personalisierte Gesundheitsakte, bei der den Patienten ihre Gesundheitsdaten digital zur Verfügung gestellt werden.

In allen Bereichen schneidet Deutschland schlecht ab. Ein interoperables und digitalisiertes Gesundheitssystem scheint noch in weiter Ferne. Verantwortlich dafür sind vor allem regulative Probleme, die nur über politische Rah­men­be­din­gun­gen und eine entsprechende Gesetzgebung behoben werden können. Zu viele Entscheidungsträger äußern datenschutzrechtliche Bedenken und bremsen die Entwicklung aus.

Kosteneinsparungen sind vor allem durch mobile Anwendungen möglich

Dabei versprechen vor allem mobile Anwendungen neben einer qualitativen Verbesserung der medizinischen Versorgung auch die Chance zur Verringerung der medizinischen Kosten. Wenn eine Routine-Untersuchung nicht dauernd durch einen Arzt erfolgen muss, sondern automatisiert mit dem Smartphone und entsprechendem Equipment geschieht, ist dies sicherer für den Patienten und billiger für das ganze Gesundheitssystem.

Bis zu 100 Milliarden Euro Einsparpotential im Gesundheitswesen sieht das Beraterhaus PwC allein EU-weit. Telemedizin könnte dies möglich machen.

Die Entwicklung im E-Health Markt geht vom Konsumenten aus

Dass sich E-Health-Anwendungen in letzter Zeit zunehmender Beliebtheit erfreuen, ist vor allem auf Impulse aus dem Konsumentenbereich zu­rück­zu­füh­ren. Die Digitalisierung des Gesundheitssektors vollzieht sich derzeit bottom-up: Die Konsumenten geben die Richtung vor. Hauptverantwortlich dafür ist das gestiegene Gesundheitsbewusstsein. Immer mehr Menschen achten auf ihre Ernährung und kaufen Bio-Lebensmittel.

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Auch Fitness- und Wellnessangebote werden immer populärer. Über 100.000 verschiedene Apps aus dem Gesundheits- und Fitnessbereich sind mittlerweile bei iOS und Android verfügbar. In den letzten Monaten eroberten Activity Tracker auch den deutschen Markt. Als smarte Begleiter, meist in Form eines Armbandes am Handgelenk getragen, zeichnen sie Bewegungen auf und rechnen diese in Schritte, zurückgelegte Distanz und verbrannte Kalorien um.

Fitness-Apps werten die Daten in Form von Tabellen und Statistiken aus und vermitteln einen Gesamteindruck über die körperliche Fitness. Fitness-Apps und Wearables bilden die Schnittstelle zwischen Freizeit- und Ge­sund­heits­an­ge­bo­ten und sind augenblicklich der Wachstumsmotor am E-Health-Markt.

Big Data ermöglicht neue Therapiekonzepte in der Medizin

Zukünftig werden neben den medizinischen Institutionen auch immer mehr Menschen Daten über ihren Gesundheitszustand erfassen. Es sind die Konsumenten und Patienten selbst, die die Big-Data-Entwicklung vorantreiben, indem sie Biosignale etwa mit ihrem Smartphone und entsprechenden Sensoren messen. Self Tracking heißt dieser Trend aus den USA. Quantified Self die Bewegung dazu.

Elektronische Gesundheitskarte: Ein digitales Desaster? | E-Health

Mit der Elektronischen Gesundheitskarte (eGK) soll die Digitalisierung im Gesundheitswesen Einzug erhalten. Doch welche Fortschritte gab es bislang?

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Es geht dabei um Selbstvermessung und Selbstoptimierung. Neben den medizinischen, entstehen so auch immer mehr paramedizinische Daten.  Die lebenslange Aufzeichnung und Zusammenführung von persönlichen Daten in einer Elektronischen Gesundheitsakte (personal health record) könnte der Forschung neue Perspektiven eröffnen. Durch die Zusammenführung und Auswertung der Daten könnten neue Medikamente und Therapiekonzepte entstehen. Allerdings machen politisch-gesellschaftliche Diskussionen es schwer diese Daten auch zu nutzen.

Die umfassende Vernetzung aller Dinge (IoT – Internet of Things), Prozesse und Infrastrukturen setzt einerseits gewaltige Wachstumsimpulse frei, andererseits muss sie in ein neues Gesellschaftsbild eingefügt werden. Während Mediziner, Krankenkassen und Pharmaindustrie frohlocken, fürchten andere um den Datenschutz und warnen vor permanenter Überwachung.

Dieser Blog stellt Produkte und Entwicklungen auf dem E-Health Markt vor und diskutiert wie E-Health das Gesundheitswesen und die Gesellschaft verändert.